Die wohl kürzeste Auswärtsspiel-Anreise, ein eher unsympathischer Ort und die üblichen Lieblingsmenschen: So war es in der BayArena
Wenn Leverkusen etwas nicht kann – mal abgesehen davon, dass der Ort ohnehin verzichtbar und wenig beeindruckend ist – dann ist das wohl eine sinnvolle Beschilderung und Verkehrsplanung. Fahrtzeit von der Haustür in Düsseldorf bis Leverkusen: 25 Minuten. Fahrtzeit um das Stadion herum: 60 Minuten. Auch von einigermaßen qualifizierten Ordnern hält man in der Stadt der Bayer-Werke offenbar nicht viel. Der Begriff „Eingang zum Gästeblock“ wird mit absolutem Unverständnis quittiert: „Wie jetzt, Haupteingang?“ Und auch von einem Busparkplatz hat man noch nie etwas gehört, die Dame in dezentem Neongelb lotst lieber zum Pendelbus. Das Grillen mit dem C12 hatte sich zwecks Zeitnot damit erledigt. Aber gut, trotz sämtlicher Widrigkeiten: Die Freude war riesig!
Raus aus dem Auto, einmal um das komplette Stadion herumgelaufen…
…und selten so froh darüber gewesen, als ich endlich Frank, Mats und Krille vor dem Eingang entdecken konnte. Juchu! Spätestens dann war jeder Ärger verflogen. Viel Zeit bis zum Anpfiff blieb nicht, also ab durch die Schleusen. Selbst Schlachthaus-Eingänge oder Strafanstalten könnten kaum freundlicher sein.
So ähnlich hätte dann wohl eine zur Umgebung passende Verhaftung ausgesehen:
Vor dem stählernen Drehkreuz schnell noch unseren Aufkleber platziert…
…und auf zur allseits beliebten Sicherheitskontrolle. Endlich wieder blaue Flecken an Armen und Oberschenkeln! Mit meiner Tasche tat man sich dann allerdings schwerer, denn in Leverkusen ist aktives Herumwühlen wohl nicht erlaubt. Also wird eben geschüttelt und gepöbelt.
Alles egal, schnell in den Block! Obwohl dieser schon gut gefüllt war, konnten wir noch einen guten Platz ergattern.
Nach Anpfiff war die Lautstärke kräftig und das Fahnen-Meer präsent. Insgesamt wurde man jedoch das Gefühl nicht los, dass hinter uns eine unsichtbare Linie vom Singen abhielt.
Und dann gab es auch noch den Typ neben mir, der konsequent schwieg und wie ein angeschossenes Bambi aufs Spielfeld starrte. Ein paar Reihen weiter kam es dann auch noch zu Streitereien und einem Handgemenge. Der Capo schritt ein, im Block war wieder Ruhe. Wie immer: Das Spiel habt’s ihr ja alle gesehen. Die Stimmung war insgesamt auf keinen Fall schlecht, aber da ist noch Luft nach oben. Ebenfalls eher anstrengend: Vertreter der „Ich sehe ja gar nichts wegen den Scheiß-Fahnen!“-Fraktion direkt hinter uns.
Mein Nebenmann, das angeschossene Reh, bekam von mir noch einen Kommentar mit auf den Heimweg: „Das nächste Mal nimmst du dir einen Sitzplatz!“ Und er, völlig irritiert: „Waaas? Iiiiich?“ Okay, der Spruch wäre wohl bedrohlicher rübergekommen, wenn ich ein knapp 2 Meter großer Cagefighter wäre – trotzdem, 90 Minuten Schweigen kann man nicht unkommentiert lassen.
Nach dem Spiel trafen wir dann auch Christian und André und machten uns gemeinsam auf den Weg zum Parkhaus. Die Jungs waren dann noch so lieb, mich nicht alleine in der Tristesse von Leverkusen auf meinen Freund warten zu lassen und haben so ein zumindest rein theoretisches Vergewaltigungs- und Mordszenario (nicht zwangsläufig in der Reihenfolge) durch Leverkusener Triebtäter verhindert. Für mich ging es wieder nach Düsseldorf und ich saß überpünktlich zum Sportstudio auf der Couch. Und dachte dort an die Anderen, die noch auf der Autobahn waren.
Nach Auswärtsfahrt hat sich das alles ja irgendwie nicht angefühlt. Trotzdem: Gelungen, gern wieder und dann auch mit gemeinsamer Fanclub-Anreise. Schon bloß wegen dem (Unter)Wegs-Bier!
RWG
Marie.
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