…und Mats war dabei:
Es ist 5.30 Uhr des 31.08.2013, als ich mich auf den Weg zur U-Bahn mache, um mich mit Tim-Oliver am Hauptbahnhof zu treffen, um dann gemeinsam mit ihm den Weg nach Prag anzutreten. Dass Tim-Oliver und ich gemeinsam nach Prag zum Supercup Finale zwischen dem FC Bayern und Chelsea London reisen würden, ergab sich erst knapp 12 Stunden vorher. Leider musste Tim G. aus beruflichen Gründen kurzfristig absagen. Wir hatten die Reise schon seit längerem geplant und er war mehr als frustriert, dass er so kurzfristig absagen musste. Wer Tim kennt, der weiß, wie es in ihm zumute war. Zum Glück fand ich in Tim-Oliver direkt Ersatz.
Da Tim und ich aus Kostengründen keine Flüge und auch keine Zugfahrt bis Prag gebucht hatten, fuhren wir mit dem EC 173 bis Berlin. Witzigerweise fuhr genau diese Bahn weiter bis Prag und wir mussten nach nicht mal der Hälfte der Strecke aussteigen. Vom HBF Berlin fuhren wir mit der S-Bahn zum ZOB am Funkturm, wo wir in einen Reisebus eines tschechischen Unternehmens stiegen. Ich hatte natürlich nicht mehr daran gedacht, dass in den Unterlagen jetzt ein „falscher“, also ein anderer Name stand, als der von Tim-Oliver und ich ließ es drauf ankommen. Das war natürlich naiv und direkt wurde ich darauf angesprochen. Wie aus der Pistole geschossen und komplett spontan erzählte ich, dass Tim-Oliver erst letzte Woche geheiratet hätte und das noch sein alter Personalausweis sei und sich sein Nachname geändert hätte. Wie kommt man eigentlich auf so was?! ;-) Der Vorname stimmte ja, zumindest zum Teil. Das war aber völlig unnötig. Wir konnten den Reisenden einfach gegen eine „kleine“ Gebühr in Höhe von 20 € ändern lassen. Eine Bescheinigung vom Standesamt hätte uns dies erspart, hatten wir aber ja natürlich nicht. Wie auch immer, wir saßen im Bus und waren positiv überrascht. Ein sehr moderner Reisebus. Ledersitze, Flachbildschirme an jedem Sitz, Getränke und Snacks zu Preisen, die man in deutschen Supermärkten kaum erwartet und nur knapp 20 Reisende. Die Fahrt sollte knapp 5 Stunden dauern und wir trafen pünktlich um 14.30 Uhr in Prag ein. Wir hatten geplant, zum Treffpunkt der Südkurve zu fahren, die sich ab 15 Uhr im Gasthaus „Zlý Časy“ sammelten. Leider hatte die UEFA mir falsche Tickets geschickt und wir mussten erst zum Stadion, um diese zu tauschen. Das hatte allerdings den Vorteil, dass aus unseren neutralen Plätzen, Plätze im Bayernblock wurden. Darüber waren wir natürlich froh, obwohl wir später feststellen sollten, dass man sich im gesamten Stadion hätte frei bewegen können.
Nachdem diese Formalität geklärt war, fuhren wir zur Wirtschaft, wo sich schon einige Fans versammelt hatten. Es gab reichlich Bier, einige aßen nationale und internationale Spezialitäten und man lernte den ein oder anderen Mitgereisten kennen. Gegen 18 Uhr versammelten sich alle vorm Gasthaus, um größtenteils mit den neuen Europapokalsieger-T-Shirts, die durch die Südkurvenjungs verkauft wurden, zum Stadion zu marschieren. Der Weg war mit ca. 2 km angegeben, kam uns aber eher vor wie vier. Die Stimmung war aber schon zu diesem Zeitpunkt super, was eine ausreichende Entschädigung für den langen Weg war.
Am Stadion angekommen wurde noch schnell das Material (Trommeln, Megaphone, Fahnen, letztes Choreomaterial, etc.) aus einem der Busse geholt und dann ging’s auch schon in den Block.
Tim-Oliver und ich stellten uns mitten in den Block 108, wo sich der harte Kern der stimmungswilligen Fans versammelte. Dieser befand sich direkt hinter’m Tor auf Seiten der Bayernfans und wir standen in Reihe 4, was beste Sicht und eine hervorragende Stimmung versprach. Schon lange vor dem Spiel wurden die ersten Fangesänge angestimmt, eingeklatscht und weitere Vorbereitungen für die Choreo getroffen. Als endlich die Mannschaften auf’s Spielfeld kamen und das Spiel begann, gab es kein Halten mehr. Schade, dass ihr das nicht live erleben konntet. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal bei einem Spiel live dabei war, wo die Fans des FC Bayern so eine granatenmäßige Stimmung gemacht haben. Ich denke, dass man dies zumindest zum Teil auch an den Bildschirmen mitbekommen hat. Während ich diesen Bericht schreibe, sehe ich mir das Spiel noch mal im TV an und lasst euch gesagt sein, es ist nicht mal halb so gut rüber gekommen, wie es tatsächlich war. Sogar bis auf die Gegengerade haben fast durchgehend alle Bayernfans mitgemacht. Keine Klatschpappen oder vom Verein bereitgestellte Fähnchen, kaum Fans, die auf Ihren Sitzen saßen. Es war wirklich der Wahnsinn. Die ersten ironischen Stimmen gab es dann auch schon nach kurzer Zeit. Es vielen Sätze wie „Da muss man erst so weit fahren, um so eine Stimmung zu haben und hier sind nur 5000 Bayern… Wieso geht das denn zu Hause nicht?“ Aber schnell wurde klar, dass man versuchen wird, dieses Niveau auch in Zukunft zu halten, auch wenn es eine sehr hohe Messlatte ist. Ich will gar nicht so viel darauf eingehen, aber hier noch ein kurzer Ausschnitt aus einem Artikel von der Homepage vom FC Bayern: „Das war überragend, unglaublich. Die Fans haben einen entscheidenden Anteil an diesem tollen Erfolg. Sie sind genau wie die Mannschaft über die Schmerzgrenze gegangen“, fand Präsident Uli Hoeneß.
Spieler, Trainer und die Verantwortlichen des FC Bayern waren begeistert. „Sie singen, singen und singen. Super, super, super“, freute sich auch Pep Guardiola über die außergewöhnliche Unterstützung. Hoeneß fügte hinzu: „Genau so muss es sein. Auch, als wir zwei Mal im Rückstand waren, hat man ausschließlich unsere Fans im Stadion gehört.“
Das Spiel werdet ihr alle gesehen haben. Ich will da auch gar nicht viel zu sagen, aber es war der Wahnsinn, bei diesem Finale dabei zu sein. 2 Mal Rückstand, der Ausgleich in Minute 120 +1, dieser Nervenkitzel beim Elfmeterschießen, wo wir ja nicht mal 5m hinterm Tor standen. Das alles war einfach der Hammer. Ich kann das gar nicht beschreiben. So was muss man einfach erlebt haben. Auch die Medien versuchen ja immer dieses Gefühl zu übermitteln aber das geht gar nicht. Wenn man da in der Kurve steht und sich in den Armen liegt, wenn man in letzter Sekunde das hochverdiente Elferschießen erreicht und seine ganze Freude mit letzter Kraft in den Himmel schreit, als Manu den letzten Elfer hält… All das kann man nicht beschreiben. Dafür gibt es keine Worte! Tim-Oliver und ich haben schon viele Spiel im Stadion gesehen, wo auch schon einige Finals bei waren. Viele von euch werden wissen, was ich meine. Für mich gab es Höhepunkte (einige gewonnenen Pokalfinals und das Champions League Finale dieses Jahr) und auch bittere Niederlagen (Da fällt mir natürlich sofort das CL Finale Dahoam ein, wo ich auch live dabei war) aber dieses Spiel mit der Stimmung ist definitiv unter den Top 3 und es sollte sich dem Finale 2012 in der Königsklasse mehr ähneln, als ich dachte. Allerdings wurde die Geschichte dieses Mal anders geschrieben. Last Minute Tor von Martinez, gewonnenes Elfmeterschießen, Pokal für den FC Bayern! Ein rundum gelungener und wunderbarer Fußballabend! Besonders schön war natürlich, dass alle 15 Tore, die in diesem Spiel gefallen sind auf unserer Seite vielen. Die Fans der Blues hatten also auch bei den beiden Führungstreffern keine gute Sicht, wir bekamen diese Nackenschläge dafür hautnah mit. Im Nachhinein natürlich super und gerade beim Elfmeterschießen einfach grandios geil!
Nach Abpfiff und Siegerehrung feierten wir unsere Mannschaft noch weit über Abpfiff hinaus. Höhepunkt dabei war sicherlich, dass sich Ribéry vom Capo überreden ließ in die Kurve zu kommen und er schnappte sich sofort das Megaphon. Auch das schon traditionelle Humba-Humba-Tätterä von Thomas Müller sollte nicht fehlen.
Als wir irgendwann das Eden Stadion verließen, wussten wir ehrlich gesagt nicht so richtig, was wir mit der angebrochenen Nacht anfangen sollten. Da unser Bus Richtung Berlin erst um 7:30 Uhr abfahren würde hatten wir noch knapp sieben Stunden, die es zu überbrücken galt. Wir stiegen in einen Bus, in den auch viele andere Fans stiegen. Ohne Plan in welche Richtung sich dieser bewegen würde stiegen wir einfach irgendwann aus, als wir merkten, dass wir uns wohl vom Zentrum entfernten. Schnell was zu trinken von der Tanke geholt und mit dem Taxi zum Wentzelsplatz in die Innenstadt, wo ich Tim-Oliver einige ältere Geschichten von meinem letzten Pragbesuch erzählte. Irgendwann beschlossen wir, am Busparkplatz zu warten. Wir hatten eigentlich geplant, nach dem Spiel noch in einen Klub zu gehen, aber nach über 2 Stunden Vollgas im Stadion, einer anstrengenden Anreise und mittlerweile knapp 20 Stunden auf den Beinen waren wir einfach platt. Am Busparkplatz angekommen, waren zuerst leider die Tore zu, nach weiterem hin und her irren aber auf ein mal wie von Geisterhand geöffnet. Wir hauten uns auf ne Bank und warteten. Und warteten. Irgendwann war es dann endlich 7:00 Uhr und der Bus fuhr vor. Die 5 Stunden Fahrt sprachen wir eigentlich kein Wort, wir schliefen. So gut es ging. Und auch im Zug zurück nach Hamburg dösten wir vor uns hin und nickten immer wieder ein. Um 15:28 Uhr trafen wir dann wieder in der Hansestadt ein. Tim-Oliver machte sich nach einer herzlichen Verabschiedung auf die Weiterreise nach Buxtehude, ich nach Horn. Und wieder war eine wunderbare, wohl gleich anstrengende, aber dafür um so geilere Fußballreise mit unserem geliebten FC Bayern zu Ende. Und ich kann nur sagen: Es war geil und ich tue es immer, immer wieder!
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